Als BUND Bezirksverband Marbach-Bottwartal beobachten wir seit geraumer Zeit die immer wieder auftretende Diskussion über eine potenzielle „Südtangente“ bzw. „Querspange“ (Verbindungsstraße zwischen der Affalterbacher Straße/L1127 und der Poppenweiler Straße/K1695) mit großer Sorge.
Wir lehnen den Bau der sog. „Südtangente“ ab.
Obwohl die geplante Ansiedlung eines Supermarktes im Neubaugebiet „Affalterbacher Straße / Kreuzäcker“ zu einer insgesamt veränderten Situation führt, sehen wir eine unveränderte Lage in Hinblick auf die Vielzahl von verkehrstechnischen Gründen und Gründen des Schutzes von Natur und Umwelt, die gegen eine solche Verbindungsstraße sprechen.
Wir sind auch der Überzeugung, dass die möglichen Auswirkungen einer sog. Südtangente noch nicht hinreichend untersucht sind und in der aktuellen Diskussion nur unzureichend berücksichtigt werden. Dies betrifft insbesondere die Auswirkungen auf die Eichgrabensiedlung.
Eine ausführliche Darstellung unserer Ablehnungsgründe finden Sie unten aufgeführt.
Verkehrstechnische Gründe
1. Umleitung von Verkehr in die Poppenweiler Straße
Durch die sog. Südtangente ergäbe sich vermutlich eine Entlastungswirkung für die Affalterbacher Straße / Wildermuthstraße sowie die sog. „Kronenkreuzung“. Verkehr aus Richtung Affalterbach in Richtung Innenstadt bzw. L1100 (Landesstraße am Neckar) würde nun jedoch vor allem durch die Poppenweiler Straße fließen. Dies betrifft vor allem den Schwerlastverkehr in Richtung Autobahn A81. Die Entlastung der Kronenkreuzung würde im Gegenzug zu einer Belastung der T-Kreuzung Grabenstra-
ße/Charlottenstraße/König-Wilhelm-Platz führen.
In diesem Zusammenhang sind außerdem folgende Punkte von Bedeutung:
a) Für die Poppenweiler Straße wurde im Rahmen des Lärmaktionsplans bereits heute eine höhere Belastung als für die Affalterbacher Straße ermittelt. Dementsprechend konnte auch nur für die Poppenweiler Straße eine nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkung durchgesetzt werden, während für die Affalterbacher Straße zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen abgelehnt wurden.
b) Die Poppenweiler Straße wird auch nach dem Bau der Sportstätten im Lauerbäumle die Hauptverbindung zum Schulzentrum sein.
c) Die Südtangente wurde bereits im Rahmen der Beratungen für den Entwurf des Lärmaktionsplans als nicht taugliche Maßnahme befunden (Vortrag von BS Ingenieure am 27. Februar 2014 im Ausschuss für Umwelt und Technik; abgelehnter Vorschlag M07) – mangels hinreichender Entlastungswirkung.
2. Verschärfung der Verkehrsbelastung und Gefahrenlage am Bildungszentrum / Ausfahrt
Marbach-Süd
Die zu erwartende Erhöhung des Verkehrs in der Poppenweiler Straße führt zu einer weiteren Verschärfung der Situation an der Kreuzung Weimarstraße / Poppenweiler Straße / Am Leiselstein – Bildungszentrum. An dieser Stelle befindet sich zudem eine der wichtigsten Fußgängerverbindungen zum Schulzentrum. Außerdem handelt es sich um eine heute schon problematische Ausfahrt von Marbach-Süd. Die Gefahrenlage an dieser problematischen Kreuzung würde unseres Erachtens deutlich erhöht.
3. Durchfahrtsverkehr in der Eichgrabensiedlung
Eine in der aktuellen Diskussion nicht vorkommende Auswirkung der Südtangente ist der zusätzlich zu erwartende Durchgangsverkehr durch die Eichgrabensiedlung. Die Südtangente stellt eine quasi „unvollständige Ortsumgehung“ dar. Es ist jedoch nicht nur die Poppenweiler Straße durch eine Verkehrsumverteilung betroffen. Während die Poppenweiler Straße den Schwerlastverkehr aufnehmen müsste, würden PKW und Kleintransporter künftig auch durch die Eichgrabensiedlung und die Verlängerung der Dreibronnenstraße zur K1695 abkürzen. Die Eichgrabensiedlung würde somit unfreiwillig zu einer Verlängerung der Südtangente.
Dieser Sachverhalt ist unseres Erachtens in den Gutachten zur Südtangente noch überhaupt nicht berücksichtigt, obwohl gerade hier schwerwiegende Auswirkungen auf die Anwohner zu erwarten sind.
Eine eventuell hierdurch notwendig werdende Sperrung der Eichgrabensiedlung für Nicht-Anwohner würde wiederum die Bewohner des Hörnle zu einem Umweg durch die Poppenweiler Straße zwingen. Diese Problematik ist nach Bau einer Südtangente nicht mehr behebbar.
4. Zusammenhang mit der künftigen Umgehungsstraße um Affalterbach sowie Auswirkungen auf den Nachbarort Ludwigsburg-Poppenweiler
Mit dem kommenden Bau der Umgehungsstraße um Affalterbach würde eine Südtangente in Marbach insbesondere für den LKW- und Kleintransporterverkehr die Fahrt über Marbach in Richtung Autobahn A81 attraktiver machen. Dies würde zu einer Verschärfung der oben beschriebenen Probleme für die Poppenweiler Straße und die Eichgrabensiedlung führen. Bisher nicht durch Marbach fließender überörtlicher Verkehr könnte geradezu angezogen werden.
Des Weiteren weisen wir darauf hin, dass eine Marbacher Südtangente auch zu Mehrbelastungen in Ludwigsburg-Poppenweiler führen würde. Hierauf wurde im Vortrag von BS Ingenieure am 27. Februar 2014 im Ausschuss für Umwelt und Technik im Rahmen des abgelehnten Vorschlags M07 für den Lärmaktionsplans durch Herrn Schröder mündlich hingewiesen. Auch wenn es sich nach aktuellem Stand der Diskussion bei der Südtangente um eine Gemeindestraße handeln soll (vgl. Artikel in der Marbacher Zeitung, 19. Oktober 2016, von Christian Kempf), dürfen die Auswirkungen auf die Menschen in anderen Orten nicht außer Acht gelassen werden.
Die verkehrstechnischen Auswirkungen des Baus der sogenannten Südtangente sind in der oben auf dieser Webseite beigefügten Karte dargestellt.
Schutz von Mensch, Umwelt und Natur
1. Zerschneidung der Landschaft
Der Bau einer sog. Südtangente führt zu einer Zerschneidung der Landschaft auf der südlichen Marbacher Gemarkung. Im Falle des Planungsgebiets wird die Vernetzung des Landschaftsschutzgebiets „Reut“ mit den Hecken, Sträuchern und Bäumen im Bereich Katzentäle/Lauerbäumle zertrennt. Die Südtangente würde einen durch zahlreiche Tierarten bevölkerten Biotopverbund zerstören. Die Tiere würden auf Ihren Wanderungen auf der Südtangente überfahren bzw. sich aus dem Naturraum zurückziehen.
Gerade das an die Südtangente angrenzende Gewann „Reut“ ist einer der letzten Rückzugsräume für geschützte Tiere und Pflanzen auf der südlichen Marbacher Gemarkung. Dort befinden sich ökologisch
wertvolle Streuobstwiesen mit entsprechender Biodiversität sowie verschiedene Naturdenkmäler.
Eine Südtangente würde dieses sensible Gebiet und den Biotopverbund nachhaltig schädigen.
2. Flächenversiegelung und Verlust von Ackerland
Die aus der Südtangente resultierende Flächenversiegelung sowie den Verlust von wertvollem Ackerland in Zusammenhang mit einer als verkehrstechnisch nicht sinnvoll erachteten Straße (siehe oben) lehnen wir grundsätzlich ab. Der Schaden an Natur und Umwelt ist im Falle der Südtangente generell nicht gerechtfertigt.
3. Zerstörung Naherholungsraum
Das Gebiet Katzentäle / Vogelgraben / Reut ist ein Naherholungsraum für die Anwohner in Marbach-Süd, Marbach-Ost sowie für die künftigen Anwohner im Neubaugebiet Affalterbacher Straße/Kreuzäcker. Dieser Naherholungsraum würde durch die Südtangente empfindlich gestört. Die Bewohner der genannten Stadtteile würden vom verbleibenden Raum zudem regelrecht „abgetrennt“.
Die Erhaltung einer ökologisch wertvollen Landschaft und der Schutz der durch die Baumaßnahme betroffenen Menschen hat aus unserer Sicht im Sinne des Allgemeinwohls somit Vorrang gegenüber einer auch unter rein verkehrstechnischen Aspekten abzulehnenden Straßenbaumaßnahme.